Wo geht es denn hier zur Glückseligkeit?

Entschuldigung, können sie mir vielleicht helfen, wo geht es denn hier zur Glückseligkeit?
Wissen sie ich bin zum ersten Mal hier und es ist alles noch so neu für mich. Schon eine Umstellung, wenn man es nicht gewohnt ist. Aber es ist ja alles eine Umstellung, das ganze Leben stellt man sich ständig um. Finden sie nicht auch?
Ach, alleine meine Tante, hat sich ja ständig umgestellt. Alleine ihre Ernährung, sie würden nicht glauben wie oft diese Frau ihre Ernährung umgestellt hat, dass sie überhaupt noch Zeit zum Essen hatte wundert mich. Und dann auch die Einrichtung, immer wieder war alles anders. Klar sie war auch ein wenig einsam, vielleicht brauchte sie nur etwas Ablenkung. Aber so sicher kann ich das nicht sagen, ich hab nur selten mit ihr gesprochen. Der Rest der Familie ist ihr nach dem Tod ihres Mannes auch eher aus dem Weg gegangen, also weiß keiner so genau woran es lag. Aber diese ständige Umstellerei  kann einen echt verrückt machen. War dann, nach einer Zeit auch der Fall bei ihr. Erst fing sie an die Nachbarn zu belästigen und ihnen ständig Kuchen und selbstgemachte Plätzchen vorbei zu bringen. Manchmal hat sie auch mit den Kindern der Nachbarn gesprochen und sie gefragt, was sie später mal werden möchten. Ganz unheimlich war das, die Nachbarn waren natürlich immer freundlich und sagten es wäre schon in Ordnung. Aber wir haben ja gemerkt, dass es sie beunruhigt hat. Aber da haben wir uns aber noch gedacht: „Das wird schon wieder.“ Ja, aber als es dann damit anfing, dass sie ihr Geld verschenkt hat, da mussten wir schon genauer hinschauen. Sie hat es an Familien aus der Stadt verschenkt. Eine Familie war dabei, da hatte der Mann mit einem Mal Krebs bekommen und die standen ohne was da. Ja ist es denn die Schuld meiner Tante, wenn die sich nicht richtig versichern? Nein, so nicht! Da haben wir dann gleich einen Riegel vorgeschoben, solche Schmarotzer. Und wie sie dann gleich reagiert haben: „Nein, wir haben ihre Tante nie darum gebeten, mein Mann hatte ihr nur ein paar Mal beim Einkaufen geholfen.  Natürlich bevor er krank wurde“. Und gleich im Anschluss, sind dann die Krokodiltränen geflossen. So ein Pack und natürlich bevor er krank wurde. Ja, aber wir haben dann schon was dagegen gemacht. Zur Sicherheit haben wir uns ihr ganzes Vermögen überschreiben lassen und sie ins Heim gebracht. Ein schönes Heim wirklich, ein sehr schönes Heim. Ich habe es mal auf Bildern gesehen, wirklich klasse. Für den Preis, wirklich unschlagbar. Da haben sie uns dann auch mitgeteilt, dass sie immer wieder geschimpft hat. Erst übers Essen, dann über die unfreundlichen Pfleger, die sie ständig ärgern. Und gegen die Beruhigungsmittel, hat sie sich auch immer gewehrt. Furchtbar wirklich, sie sagte immer wenn sie die nimmt, könne sie sich an nichts mehr von Früher erinnern. Ja mein Gott, man muss mit vergangenem auch mal abschließen, oder nicht? Aber so richtig, hat sie es einfach nicht geschafft. Ich bin froh, dass wir ihr wenigstens noch bis zum Schluss die bestmögliche Hilfe zukommen ließen. So hatte sie noch einen wirklich erträglichen Lebensabend, so ganz alleine wäre ja auch nichts gewesen.  Ach, Entschuldigung jetzt habe ich so viel geredet. Aber ich war schon ein wenig emotional. Ich habe schließlich jetzt, 2 Jahre nach ihrem Tod, zum ersten Mal ihr Grab gesehen. Aber bevor ich es vergesse,  wo geht’s den jetzt zum Friedhofs Restaurant „Glückseligkeit“, könnten sie mir vielleicht den Weg zeigen?